Hattest Du schon mal das Gefühl, süchtig nach neuen Flirt-Nachrichten, SMS oder E-Mails zu sein? Verschafft es Dir geradezu einen Kick, wenn das Symbol für eine neuen Nachricht auf Deinem Smartphone aufleuchtet? Du kannst ganz einfach nicht widerstehen, sofort zu lesen, wer Dir was geschrieben hat? Wenn Du Dir auf einer Partnerbörse mit jemanden Nachrichten schickst, kannst Du auch einfach nicht aufhören? Und genauso wenig, wenn Du durch neue Profile stöberst? Du willst immer mehr? Tatsächlich – es fühlt sich nicht nur an wie eine Sucht, auf konstanten Nachrichten-Nachschub zu hoffen, sondern es ist eine: Der Botenstoff Dopamin ist dafür verantwortlich, dass Du ein kurzes High verspürst, wenn Dir jemand schreibst und Du neue Infos erfährst – und dass Du immer mehr davon willst. Du kannst einfach nicht stoppen. Das kann auch bei der Partnersuche ab 30 passieren.
Dies hat beim Online-Dating bei Parship und ähnlichen Portalen Vor- und Nachteile. Der größte Vorteil der Dopamin-Stimulierung durch den Empfang von Flirtnachrichten und durch einen konstanten Nachschub neuer Datingprofile ist, dass es Dich antreibt, die Online-Partnersuche voran zu bringen. Der Wunsch nach einem neuen Partner oder auch einfach davor der Wunsch, möglichst vielversprechende Nachrichten zu erhalten, werden vom Dopamin angefacht. Dopamin ist der Botenstoff, der jede Art von Suche und Informationsbeschaffung initiiert.
Auf der anderen Seite wird der Effekt, dass die Dopamin-Ausschüttung süchtig macht, dann zum Nachteil, wenn es schwer fällt, sich endlich mal festzulegen und auch mal Geduld aufzubringen sowie sich auf den gewählten potenziellen Partner zu konzentrieren. Es ist Dir vielleicht schon mal in der Online-Dating Welt passiert: Du hast Dir an einem Abend mit jemandem zahllose Nachrichten geschickt, jedesmal, wenn eine neue Nachricht angezeigt wurde, bekamst Du ein neues Hochgefühl. Du konntest auch nicht was anderes machen, sondern musstest jede neue Mitteilung unbedingt sofort lesen.
Auch die andere Person schien genauso wie Du hin und weg zu sein und sich prächtig zu amüsieren. Ihr verabredet Euch außerdem. Am nächsten Tag jedoch – gibt es kaum neue Nachrichten, die andere Peson vemittelt Dir durch Andeutungen den Eindruck, dass sie mit jemand Interessanterem beschäftigt ist. Immer wieder passiert es, dass ein Kontakt vielverspechend beginnt und einer der beiden dann plötzlich mit der Aufmerksamkeit nicht mehr dabei zu sein scheint. Das ist der Effekt vom Dopamin – man will unbedingt immer wieder neue Kicks. Der vorherige Kontakt hätte genau der richtige sein können – doch nachdem der konstante Nachrichtennachschub unterbrochen war, wurde die Aufmerksamkeit von neuen Nachrichten einer anderen Person gefesselt. Schon gewusst? Das ist die beste Partnerbörse.
Die Neurowissenschaften haben die Wirkung des Neurotransmitters Dopamin nun schon länger untersucht. Entdeckt wurde es bereits 1958. Es wird in verschiedenen Teilen des Gehirn gebildet und übernimmt dort verschiedene Funktionen – Denken, Bewegung, Schlafen, Stimmung, Aufmerksamkeit, Motivation, Suchen und Belohnung. Eine Zeitlang hörte man, dass Dopamin mit dem Spaßzentrum im Gehirn in Zusammenhang stünde und dafür sorgt, dass man Vergnügen verspürt und dies einen motivieren würde, bestimmte Vehaltensweisen zu wählen – Essen, Sex oder Drogen.
Neueste Studien zeigen jedoch, dass es beim Dopamin in erster Linie um die Suche geht. Dopamin bringt uns dazu, zu wollen, wünschen, auszusuchen, und zu suchen. Es erhöht unser Wachbewusstsein und zielorientiertes Verhalten. Dabei geht es nicht nur um Nahrung oder Sex – sondern um Abstraktes. Dopamin lässt uns neugierig auf Ideen werden und treibt unsere Suche nach Informationen an. Das Vergnügen findet in einem anderen Zentrum statt. Wenn es bei der Online-Partnersuche also darum geht, einen potenziellen Partner zu suchen, dabei nicht aufzugeben und die Motivation zum Nachrichtenversenden aufzubringen, ist Dopamin der Verbündete schlechthin.
Eine dopamin-induzierte Endlosschleife
Durch Internet, Twitter und SMS haben wir fast Sofortbefriedigung, wenn wir den Wunsch verspüren, etwas zu suchen. Du willst mit jemandem sofort reden? Eine Kurznachricht bringt eine Antwort innerhalb von Sekunden. Du willst passende Profile finden? Einfach in der Suche das Passende eintippen. Du willst wissen, was Deine Freunde gerade so treiben? Twitter oder Facebook. Wir geraten dabei in eine Dopamin-induzierte Endlosschleife. Wir erhalten eine Belohnung für die Suche und das verursacht, dass wir weiter, noch mehr suchen. Es wird immer schwerer, nicht laufend nach E-Mails zu schauen, mit den WhatsApp Nachrichten oder SMS aufzuhören und unser Smartphone mal nicht zu checken.
Erwartung ist besser als Bekommen
Die Vorfreude ist dabei von großer Bedeutung: Das Gehirn zeigt mehr Stimulation und Aktivität, wenn wir eine Belohnung antizipieren, als wenn wir sie tatsächlich erhalten. Ohne Dopamin würde man verhungern, weil dann der Wunsch, die Vorfreude weg ist.
Mehr, mehr, mehr
Auch wenn Wollen und mögen verbunden sind, zeigt die Forschung, dass das Dopamin keine Befriedigung eingebaut hat. So kann das Dopaminsystem „mehr, mehr, mehr“ verlangen, und verursachen, dass wir weiter suchen, selbst wenn wir die Information erhalten haben. Die konstante Stimulation des Dopaminsystems kann erschöpfend wirken. Wir bleiben in einem endlosen Dopamin-Loop gefangen. Wir können wie bei jeder Sucht nicht mehr aufhören.
Dopamin wird außerdem durch Unvorhersehbarkeit stimuliert. Du bekommst eine Meldung über eine neue Nachricht? Du weißt nicht, von wem Sie ist und was sie beinhaltet. Das ist Unberechenbarkeit und das feuert Dopamin an. Es ist übrigens das Gleiche wie beim Spielen. Auch die Online-Partnersuche gleicht manchmal einem Glücksspiel: Du kannst einfach nicht wissen, wie die Würfel fallen werden. Du weißt nicht, welche der Personen hinter den interessanten Profilen sich als der richtige Partner herausstellen wird. Das ist auch bei der Partnersuche ab 70 zu berücksichtigen.
Interessanterweise ist das außerdem mit einem Signal verbunden: wenn ein Ton (Signal) ertönt, wenn Du eine neue Nachricht hast oder wenn ein visueller Hinweis ankündigt, dass eine Nachicht da ist, wird das Dopaminsystem angefeuert. Dies ist ein süchtigmachender Effekt und geht mit der klassischen Konditionierung einher.
Kurze Nachrichten sind dabei sogar noch süchtig machender: denn das Dopaminsystem wird am stärksten stimuliert, wenn die einkommende Information so klein ist, dass sie nicht voll zufrieden stellt. Ein kurzer Text oder Twitter mit max. 140 Zeichen ist dafür ideal.
Wollen vs. Mögen
Das Dopamin-System füs Wollen (Dopamin) ist komplementär zum Zentrum für Hochgefühle oder Mögen (körpereigene Opioide). Das Wollen-System treibt uns zur Aktion und das Mögen-System lässt uns zufrieden sein und daher die Online-Suche nach einem neuen Partner auch mal unterbrechen, wenn wir fündig geworden sind. Wenn unser Suchen nicht zumindest für kurze Zeit unterbrochen wird, rennen wir in einer Endlosschleife. Neuesten Erkenntnissen zufolge ist das Dopaminsystem das stärkere: Wir suchen mehr, als wir zufrieden sind.
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