Von dem Psychotherapeuten Dr. Wolfgang Krüger wurden bereits zahlreiche Bücher über die Liebe und Beziehungen verfasst und veröffentlicht. Ein einem seiner Ratgeber, der sich mit der Liebe befasst, erklärt er, wie es Paaren möglich ist, die Balance zwischen Nähe und Distanz in ihrer Beziehung erfolgreich zu meistern. Wer noch einen Partner sucht, der findet hier Singlebörsen im Vergleich.
Was ist der Urkonflikt der Liebe?
In seinem Ratgeber schreibt Dr. Krüger, dass jede zweite Beziehung an dem Konflikt „Nähe-Distanz“ scheitert. Von dem Psychotherapeuten wird erklärt, dass jeder eine tiefe Sehnsucht nach Nähe, jedoch gleichzeitig den ausgeprägten Wunsch nach Abstand habe. In jeder Partnerschaft führt genau das zu Konflikten. Sie möchte mit ihm reden, doch er fühlt sich bedrängt. Er möchte am Abend mit ihr schlafen, doch nun will sie nicht. Am Morgen stellt sie ihm ein Schinkenbrötchen auf den Tisch, doch darauf hat er nun keinen Hunger. All das sind alltägliche Konflikte in der Liebe.
Dr. Krüger weiß, dass all das die alltäglichen Konflikte in der Liebe sind. Zwar suchen wir immer Nähe, aber dabei darf der Wunsch nach Distanz des Partners nicht missachtet werden. All das führt immer wieder zu Abwehrreaktionen. Genau aus diesem Grund achten wird bei unserer Partnerwahl auch stark auf die Signale des anderen: der Blick, die Bewegungen, die Ausstrahlung, der Klang der Stimme. All da zeigt uns, welches Nähe-Modell der/die Auserwählte hat. Ist er ein Kuscheltyp oder eher ein Jäger? Ist sie eher reserviert oder Nähe-bedürftig? Wenn das mit dem eigenen Nähe-Distanz-Drehbuch übereinstimmt, dann verlieben wir uns laut Dr. Krüger. Doch es muss dabei beachtet werden, dass der zukünftige Partner auch tatsächlich Nähe-fähig ist, aber dennoch nicht zu sehr klammert. Denn ansonsten entsteht ein Dauerkonflikt. Das betrifft auch die Partnersuche ab 70.
Wie entsteht Nähe?
Es ist vor allem wichtig, dass wir uns für den anderen auch tatsächlich interessieren, viele Fragen stellen, aber trotzdem nicht übergriffig sind. Zumeist fragen wir beim ersten Date nicht, woran die vorige Beziehung gescheitert ist. Auch erzählen wir nicht unsere Krankengeschichte, doch es wird Nähe hergestellt, indem auf Nachrichten schnell geantwortet wird und wir uns verbindlich verhalten und Zeit für den anderen haben. Gleichzeitig muss jedoch auch Geduld aufgebracht werden: Die Männer sind in dem Fall oftmals zu ungeduldig, sie stellen zu schnell körperliche Nähe her, indem sie die Frau umarmen und/oder küssen wollen. Daher haben 70 % der Frauen den Wunsch, dass sich die Männer in der Phase der Annäherung zurückhaltender verhalten.
Wann verlieben wir uns?
Die Liebe entsteht nach dem Reißverschluss-Prinzip. Von ihr werden Signale ausgesendet, wenn sie sich für ihn interessiert, und dann wartet sie. Er spürt das und empfindet ebenfalls Sehnsucht. Daher werden auch von ihm Signale ausgesendet und dann wartet auch er. Dann meldet sie sich wieder bei ihm und in dem Gespräch gehen dann beide aufeinander zu. Wird nun von einem der beiden aktiv geworben, dann stirbt bei dem anderen das Verlangen nach Liebe. Aus diesem Grund ist es wichtig, laut Dr. Krueger, dass in der Annäherungsphase beide aufeinander zugehen, aber sich zugleich zurückhalten und quasi „lauschen“, welche Signale von dem anderen ausgesendet werden. Ansonsten kann dieser das Gefühl haben, dass er überrannt wird. Das passiert sogar noch bei der Partnersuche ab 60.
Wie geht es dann weiter?
In der Liebe gibt es einen Bauplan und dieser entsteht zunächst durch das Gespräch und durch gemeinsame Aktivitäten. Dann wird die erste Nacht miteinander verbracht, man lernt den Freundeskreis kennen und nun ist man sich einig: Es ist eine Partnerschaft.
Aber, wenn man an einen Menschen geraten ist, der Nähe-Ängste hat, dann ist die Beziehung bereits dann beendet. Von diesem wird mitgeteilt, dass er noch Altlasten hat, er sich nicht einlassen oder treu sein könne. Das Fundament der Liebe kann auf diese Weise nicht entstehen.
Was ist für Frauen in dieser Phase ratsam?
Der Psychotherapeut Dr. Krüger rät Frauen, die an Männer geraten, die nicht nähefä-hig sind, die Finger zu lassen. Oftmals suchen Frauen Männer, die sich wie ein einsa-mer Wolf durch das Leben bewegen. Diese Männer wirken geheimnisvoll, sie haben eine untergründige Traurigkeit und genau das spricht die mütterlichen Instinkte von Frauen an. Von diesen Männern fühlen sich die Frauen nicht bedrängt.
Eine Frau, die beispielsweise eine schwierige Vater-Beziehung hatte, die sucht sich oft einen distanzierten Mann, bei dem sie sich sicherer fühlt. Von Frauen wird oft geglaubt: Ich liebe ihn für zwei, dann wird es garantiert klappen. Doch das Problem ist, dass es nicht möglich ist, einen distanzierten Mann aufzuweichen. Denn hinter der Distanz steckt ein Sicherheitsdenken und das lässt sich nicht ändern. Aus diesem Grund wird von Frauen auch später zu Recht geklagt: Du stellst zu wenig Nähe her. Dabei handelt es sich um einen ständigen Konflikt in der Liebesbeziehung, der nicht gelöst werden kann.
Sind Frauen immer Nähe-bedürftig und Männer stets distanziert?
Auf diese Frage erklärt Dr. Krüger in seinem Ratgeber, dass sich in den letzten 40zig Jahren sehr viel geändert hat. Von 70 % der Frauen im Alter zwischen 20 und 40 Jahren noch immer viel Nähe angestrebt, da sie eine Familie gründen wollen. Die Männer dagegen sind in dieser Lebensphase jedoch weniger bindungsbereit. Sind die Kinder etwas größer geworden, dann möchten die Frauen mehr „selbstbestimmte“ Zeit verbringen. Zumeist haben sie sich 15 Jahre und länger auf die Kinder und den Mann eingestellt und sagen dann: Jetzt geht es mehr um mich. Daher stellen 65 % der Frauen über 50 Jahre fest, dass sie gern mehr Freiheit hätten, doch 60 % der Partner wünschen sich dann mehr Nähe.
Die Männer in diesem Alter haben die wichtigsten Karriereziele erreicht, sie haben evtl. schwere Krankheiten überwunden und entdecken nun stärker die Nähe in der Partnerschaft. Deshalb wachen freiheitsliebende Frauen in dieser Lebensphase auf die verunsicherten-anhänglichen Männer. Männer, die sich jenseits der Lebensmitte befinden, haben den Wunsch schneller zusammenzuziehen, wollen ein gemeinsames Schlafzimmer, während die Frauen auch in der Liebe ihre Selbstständigkeit bewahren wollen.
Wie geht es weiter, nachdem man ein Paar ist?
Sicherlich ist der Anfang der Liebe sehr schön, aber verunsichert auch, weiß Dr. Krüg-er. Denn hat die Partnerschaft begonnen, dann beginnen die eigentlichen Nähe-Distanz-Konflikte erst. So sucht einer der Partner ständig mehr Eigenständigkeit, wäh-rend der andere die Näheregeln beachten muss.
Das gehört zu dem Gummiband-Prinzip: Zieh ich mich zurück, dann kommt der Partner. Es werden Freundschaften benötigt, damit die Distanz des anderen ausgehalten werden kann – es müssen die eigenen Nähemuster der Kindheit reflektiert werden. Ein jeder muss wissen, warum er manchmal so empfindlich ist, wenn der andere eine Sendung im TV sehen möchte. Ist man eventuell als Kind von Bruder oder Schwester entthront worden und reagiert daher gekränkt, sobald der andere eine nicht wahrnimmt? Das bedeutet, dass jeder die Nähemuster in seiner Partnerschaft bewusst reflektieren muss, denn ansonsten gibt es ständig Reibungspunkte und es entstehen Notmuster der Nähe. Man wird depressiv oder krank und mitunter bekommt man jene Nähe, die man vermisste. Hilfe bei der Partnersuche bietet Parship.
Ist es möglich, eine dauerhafte Partnerschaft zu führen?
Dr. Krüger erklärt, dass heute bekannt ist, dass Paare durchaus 20 oder 30 Jahre durchaus miteinander glücklich sein können. Sicherlich gibt es auch in diesen Beziehungen Konflikte, Krisen und vielfältige Belastungen. Doch die Kunst der Liebe besteht darin, dass die Straße der Liebe nicht verlassen wird. Kommt es zu zu viel Distanz, zu viel Rückzug nach Kränkungen und Enttäuschungen, dann führt das dazu, dass die Liebe scheitert. Mit 37 % ist der häufigste Trennungsgrund der Verlust der Nähe. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass man in einer Beziehung immer wieder auf den anderen zugeht. Denn bei der Nähe handelt es sich um einen Brückenschlag zwischen zwei Menschen, die grundsätzlich wissen: Wir gehören zusammen.
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